Wer das Wort Stimmbänder hört, hat meist eine grobe Vorstellung im Kopf: Sie befinden sich im Hals und wir brauchen sie, um sprechen zu können. Dabei wird der Begriff meistens eher umgangssprachlich gebraucht, denn die meisten Menschen meinen, wenn sie von Stimmbändern sprechen, eigentlich die Stimmlippen, die für die Formung von Lauten verantwortlich sind.
Die Stimmbänder an sich sind eigentlich nur ein kleiner Teil der Stimmlippen. Gemeinsam mit einer muskulären Schicht und einer Schleimhaut bilden sie einen Apparat, der nur gemeinsam Töne entstehen lässt.
Die Stimmlippen befinden sich im Inneren des Kehlkopfes (Larynx), der als Bestandteil des Atemtrakts den Übergang vom Rachen zur Luftröhre im vorderen Halsbereich bildet. Die Stimmlippen sind paarig angelegt und beweglich. Mit Hilfe von Knorpeln, sogenannten Stellknorpeln, können sie sich öffnen und schließen. Der Spalt, der sich bei der Öffnung bildet, wird als Stimmritze bezeichnet.
Drei Gewebsschichten bilden einen komplexen Apparat, der unter dem Begriff Stimmlippen zusammengefasst wird. Teilweise liegen diese Schichten übereinannder, teilweise aber auch nebeneinander. Sie werden folgendermaßen eingeteilt:
Die obere Schicht (die Schleimhaut) enthält Drüsen, die ständig Sekret produzieren und anschließend freigeben. Dieses Sekret sorgt dafür, dass die Schleimhaut und die darunter liegenden Schichten feucht und somit geschmeidig bleiben und sind damit ein essentieller Bestandteil für die Produktion von Sprache. Denn wenn die Schleimhaut zu trocken ist, trocknen auch die Stimmbänder aus – das hat Auswirkungen auf den Klang der Stimme: Heiserkeit ist die Folge.
Direkt darunter beziehungsweise teilweise daneben liegt eine Schicht aus elastischen und kollagenen Fasern (besonders zugfeste Fasern), die unter dem Begriff Stimmbänder zusammengefasst werden. Genau wie ein Gummiband sind sie dehnbar und elastisch, woher auch die Bezeichnung Bänder kommt. Nur durch diese Elastizität ist der Stimmbildungsprozess überhaupt möglich: Sind die Stimmbänder angespannt, wird ein hoher Ton erzeugt, sind sie entspannt, ist er merklich tiefer.
Die Steuerung der Stimmbänder übernehmen die Stimmmuskeln. Sie liegen direkt unter, streckenweise auch neben den Stimmbändern. Durch Anspannung oder Lockerung dieser Muskeln werden die Stimmbänder bewegt.
Die beiden hinteren Teile der Stimmlippen sind jeweils mit sogenannten Stellknorpeln verbunden, die die Stellung der Stimmlippen verändern können, während der Stimmmuskel die Stimmbänder unterschiedlich stark zusammenziehen kann. Je nachdem wie weit sich dadurch die Stimmritze öffnet oder schließt, ändert sich der herausgebrachte Ton. Die Anspannung beziehungsweise Entspannung der Stimmbänder ist entscheidend für die Bildung verschiedener Tonhöhen und Lautstärken.
Beim Sprechen treffen die Stimmlippen mehrmals mittig aufeinander – eine Schwingung entsteht. Je schneller die Stimmlippen schwingen, desto höher ist der Ton: Spricht ein Mann, schwingen sie circa 120 Mal pro Sekunde, bei einer Frau etwa doppelt so oft.
Das Zusammenspiel der Einzelteile des Stimmbildungsapparats reicht nicht aus, um vollständige Worte zu formulieren. An diesem Punkt kommen Mund, Nase und Rachenraum ins Spiel, die gemeinsam als Ansatzrohr bezeichnet werden. Dieses Ansatzrohr verstärkt und verformt die Klänge, die von den Stimmlippen erzeugt werden – so entstehen ganze Wörter. Die Töne werden beispielsweise mithilfe der Zunge und dem Kiefer zu Worten geformt und dank der Nase als Resonanzraum noch verstärkt.